Die Entstehungsgeschichte des Faschingszug

Die Entstehungsgeschichte des heutigen Faschingszuges in Dietldorf verbirgt schon
närrische Züge, denn man kann sagen, Dietldorf verdankt dem Fasching einer Lau-
ne der Natur:

In den ersten Februarwochen des Jahres 1971 trafen sich einige Dietldorfer zum verabredeten Eisstockschiessen. Nach einiger Zeit mussten sie feststellen, dass ihnen das einsetzende Tauwetter den Eissport unmöglich machte und man verabredete sich kurzerhand zum Dämmerschoppen in der Gastwirtschaft der Söllner Amanda.
Dort wurden alte Erinnerungen aufgefrischt. Wegen des anstehenden Faschings kam das Gespräch bald auf die vom früheren Dietldorfer Bäckermeister Meiler initiierten Faschingszüge in den Jahren 1952 und 1953. Damals wurden ausschliesslich Missgeschicke der Dorfbewohner auf den Wägen ausgespielt und zwar derart, dass der Bäckermeister schon aus geschäftlichem Interesse nach 1953 auf die weitere Organisation von Faschingszügen verzichtete. Aus dieser Bierlaune heraus wurde innerhalb 14 Tagen ein Faschingszug organisiert und am Faschingssonntag 1971 rollten erstmals wieder 12 Faschingswägen durch Dietldorf. Mittlerweile richtet die Faschingsgesellschaft in diesem Jahr den 48. Faschingszug in ununterbrochener Reihenfolge aus - mit Ausnahme im Jahr des Golfkrieges. Dieser wurde aber zum 40 jahrigen Jubiläum 2011 mit einem spektakulärem Sommerfaschingszug nachgeholt.

 

Wie die Dietldorfer Faschingsgesellschaft zu Ihrem Orden kam
 
Unsere Faschingsgesellschaft hatte ganz schon an Selbstbewusstsein zugelegt, so dass nach den ersten Umzügen die Anerkennung der närrischen Aktivitäten innerhalb und ausserhalb der Vorstadtgemeinde nicht ausblieb. Der Initiator der Karnevalsbegeisterten, Josef Pritschet, wurde zum Präsidenten erkoren, seine Mitarbeiter bildeten den Hofstaat, die Maler der Faschingswägen erhielten den Titel der Hofmaler; Prinzessin und Prinz gab es schon lange, und auch die Gardemädchen gehörten schon zum lebenden Inventar.
“Und an richtigen Ord`n brauchat`ma nu”, stellte der Vize, Karl Leikam, bei einer Sitzung im Jahr ´75 in der “Guten Stube” der Pritschets fest. Anerkennendes, bekräftigendes Nicken gegen Ende der Sitzung gab den Einfall recht.
“ Wos nema noa fia a Motiv?” Noch lange nicht müde ob des anstrengenden Tagens sprudelten die Vorschläge nur so:
“A Buidl vom Dorf!” - “I woas niad.”
“Unsa Kiacha!” - “A geah, mia san doch koa kiachlicher Verein!”
“S`Schloss!” - “Woarum eigantle niad? Schaut doch guad as!”
Es mag wohl die auf dem Tisch stehende Schlossgeistflasche gewesen sein mit dem Wappen derer von Tänzel, welche die Vorschläge weiter beflügelte:
“Mensch, des Wapp`n mit de zwoa Rossköpf, des dat guat asschaua! Ob uns des da Baron dalaub`n dat?” “Des richte schon”, versicherte der Präsident und rief zur Eile, zum Umsetzen des Vorschlags.
“Da Kössinga in Schialing ko des schon”, beschwichtigte der Weiß Adi; “dea hot de Embleme vo unsana Bloskapeln a guat hibrocht! Dea braucht bloß an Entwuaf, noa wiad des a sawane Sach.”Das überzeugte. Nur wer solle diesen Entwurf zeichnen. Adi, der sein künstlerisches Talent beim Anmalen eines Faschingswagens schon unter Beweis gestellt hatte, erklärte sich für diese Skizze bereit, und da die Schnapsflasche mit dem Tänzlschen Wappen schon vor dem Hofstaat auf dem Tisch stand, war der Entwurf bald erledigt.
“Na ja, Adi,” meinte der Babist, “wei a Gaal schaua de ja niat as, scho eha wei a Saukopf!” Leicht indigniert vertröstete der Künstler die Faschingsexperten, dass das ja nur ein Entwurf sei: “Da Kössinga richt des scho. Werds segn, dea macht wos Saubas dras!”
Mit diesem Wunsch ging die Skizze nach Schierling auf die Reise. 100 Orden wolle man dann schon haben, war die einstimmige Meinung. Endlich einmal kein Orden von der Stange!
Der Kössinger arbeitete prompt und zuverlässig. Und schon bald ereilte die Dietldorfer Narren die Nachricht, dass der Auftrag ausgeführt sei. Die Freude ob des neuen Ordens war gross, als man bei der nächsten Sitzung andächtig das Schirlinger Paket öffnete.
Geschäftige Hände wühlten das Papier zur Seite und holten das Dietldorfer Ordensunikat aus der Verpackung.
“Du Ade, i moan, des is doch a Sau!” stellte spöttisch der Babist fest. Betretenes Schweigen des Hofstaates gab dem Kritiker recht. Denn, ändern konnte man nichts mehr, weil in drei Tagen der erste Auftritt mit Ordensverleihung bevorstand.
Und wer meint, dass sich die Dietldorfer Karnevalisten blamiert haben, der täuschte sich. Noch nie war die Nachfrage nach dem “Sauorden” so gross wie diesmal. Und noch immer ist diese Episode aus dem Leben des Dietldorfer Faschingsvereins Grund zum Schmunzeln. Denn wer hat schon einen “Saukopforden”?
“Zum 25Jährigen Faschingsjubiläum, da machma aus dene angeblichen Sauköpf reinrassige Rossköpf!” versicherte der Präsident. Na klar: Gut Ding braucht Zeit!

A. Weiß